Schnell mal testen - Teil 1
Der Unternehmens-Schnelltest als Indikator für den wirtschaftlichen Zustand des Unternehmens
Für eine erste und schnelle Beurteilung der wirtschaftlichen Lage bietet sich der von Professor Kralicek entwickelte Schnelltest an.
Der Unternehmens-Schnelltest benötigt nur vier Kennzahlen, um die finanzielle Stabilität und die Ertragslage eines Unternehmens einzuschätzen:
Finanzielle Stabilität
1. Die Eigenkapitalquote gibt Auskunft darüber, ob man zu viele Schulden hat oder nicht.
2. Die Schuldentilgungsdauer zeigt an, nach wievielen Jahren das Unternehmen schuldenfrei ist.
Ertragslage
3. Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt, wie erfolgreich das Unternehmen als Ganzes arbeitet.
4. Die Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite misst die finanzielle Leistungsfähigkeit.
Kennzahl Eigenkapitalquote
Diese Kennzahl sagt Ihnen, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital ist. Das Gesamtkapital setzt sich aus Eigenkapital und Fremdkapital zusammen:
Eigenkapitalquote = (Eigenkapital : Gesamtkapital) x 100
Hohe Eigenkapitalquote positiv
Der Eigenkapitalquote wird durch die Banken höchste Bedeutung beigemessen. Mit einer guten Eigenkapitalquote steigen die Chancen, ein Darlehen und einen günstigen Zinssatz zu erhalten. Mit einer schlechten oder sogar negativen Eigenkapitalquote kann das Unternehmen als krisengefährdet eingestuft werden.
Noten
Um eine Aussage zum Zustand des Unternehmens treffen zu können, wird für jede Kennzahl eine Note erteilt. Zum Schluss wird ein Notendurchschnitt berechnet und anhand dessen bewertet, ob das Unternehmen positiv in die Zukunft blicken kann oder gefährdet ist.
Noten Eigenkapital
In der Praxis spricht man bei einer Eigenkapitalquote von über 30 % von einer sehr guten Kapitalausstattung. Das Unternehmen hat auch in schlechten Zeiten einen Puffer und muss nicht so schnell ein Darlehen aufnehmen. Nach Erfahrungen der Wirtschaftspraxis werden folgende Noten und Beurteilungen vergeben:
Note Eigenkapitalquote
1 > 30% (sehr gut)
2 > 20% (gut)
3 > 10% (mittel)
4 < 10 % (schlecht)
5 < 0% (gefährdet)
Beispiel Einzelunternehmen Walter
Das Einzelunternehmen Walter verkauft Handtaschen. Das Einzelunternehmen unterliegt keinen Vorschriften, in welcher Höhe Privateinlagen und Privatentnahmen vorgenommen werden dürfen. Hierdurch können allein hohe Privatentnahmen zu erheblichen Schwankungen bei der Eigenkapitalquote führen.
Das Einzelunternehmen Walter hat zum Stichtag 31.12.2020 in der Bilanz Eigenkapital i. H. v. 6.000 EUR und ein Gesamtkapital i. H. v. 300.000 EUR. Somit ergibt sich folgende Eigenkapitalquote:
Eigenkapitalquote:
6.000 EUR : 300.000 EUR = 2 % (schlecht)
Die Eigenkapitalquote ist als „schlecht“ einzustufen und liegt an der Grenze zu „gefährdet“.
Wie sich aus der Eigenkapitalquote ablesen lässt, waren die Privatentnahmen des Einzelhändlers Walter im laufenden Jahr sowie in den Vorjahren immer an der Grenze oder sogar höher als der Gewinn im Unternehmen und haben nicht zur Stärkung des Eigenkapitals beigetragen. Die Eigenkapitalquote könnte ein Hinweis sein, dass keine Kapitaldienstfähigkeit vorliegt.
Stärkung Eigenkapital
Welche Möglichkeiten stehen nun dem Einzelunternehmen zur Verfügung, um die Eigenkapitalquote zu erhöhen?
Insbesondere im Hinblick auf ein benötigtes Darlehen:
- Erstmaßnahme: Reduzierung der laufenden Privatentnahmen.
- Falls möglich, Rückfluss von zu hohen Privatentnahmen aus Vorjahren durch Privateinlagen auf das Geschäftskonto.
- Aufnahme eines stillen Gesellschafters. Achtung: Mitspracherecht.
- Sale-and-lease-back: Beim Sale-and-lease-back verkauft das Unternehmen zunächst das gebrauchte Anlagevermögen und erhält dafür den Kaufpreis sofort ausgezahlt.
- Umsatz erhöhen, Senkung der Kostentreiber wie Personal und Wareneinkauf und somit Erhöhung des Gewinns.
Gerne führen wir auch für Sie einen Unternehmens-Schnelltest durch.
Oder berechnen Sie doch einfach mal anhand der vorliegenden Bilanz, wie es um das Eigenkapital in Ihrem Unternehmen steht.
Nächster Newsletter Business
Im nächsten Newsletter Business werden wir die Schuldentilgungsdauer untersuchen und eine Gesamtnote für die finanzielle Stabilität erteilen und im darauffolgenden Newsletter die Ertragslage untersuchen und eine Gesamtnote ermitteln.