Schnell mal testen - Teil 3
Der Unternehmens-Schnelltest als Indikator für den wirtschaftlichen Zustand des Unternehmens
Im dritten und letzten Teil unserer Serie zum Unternehmens-Schnelltest untersuchen wir die Ertragslage eines Unternehmens. Diese kann mit dem Unternehmens-Schnelltest von Professor Kralicek mit nur zwei Kennzahlen eingeschätzt werden, ebenso wie die finanzielle Stabilität, die wir in den Teilen 1 und 2 dieser Serie dargestellt haben.
Finanzielle Stabilität
1. Die Eigenkapitalquote gibt Auskunft darüber, ob man zu viele Schulden hat oder nicht.
2. Die Schuldentilgungsdauer zeigt an, nach wievielen Jahren das Unternehmen schuldenfrei ist.
Ertragslage
3. Die Gesamtkapitalrentabilität zeigt, wie erfolgreich das Unternehmen als Ganzes arbeitet.
4. Die Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite misst die finanzielle Leistungsfähigkeit.
Beispiel Einzelunternehmen Walter
Das Einzelunternehmen Walter verkauft Handtaschen. Zum Stichtag 31.12.2020 hat das Unternehmen ein Gesamtkapital (Eigenkapital 6.000 EUR + Fremdkapital 294.000 EUR) in Höhe von 300.000 EUR. Des Weiteren hat das Unternehmen im Jahr 2020 einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 20.000 EUR erzielt. Der Cash-Flow vor Steuern beträgt 32.000 EUR (= Gewinn vor Steuern 20.000 EUR + Abschreibungen 12.000 EUR). Die erzielte Gesamtleistung (= Umsätze +./. Bestandsveränderung) beläuft sich auf 800.000 EUR. Im Gewinn und Cash-Flow vor Steuern ist bereits ein Unternehmer lohn in Höhe von 60.000 EUR berücksichtigt.
Ertragslage
Zur Beurteilung der Ertragslage des Einzelunternehmens Walter werden wir die Gesamtkapitalrentabilität und die Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite untersuchen.
Kennzahl und Note Gesamtkapitalrentabilität
Die Gesamtkapitalrentabilität klärt auf wie hoch das gesamte eingesetzte Kapital (= Eigenkapital + Fremdkapital) verzinst wird.
Gesamtkapitalrentabilität = (Gewinn vor Steuern : Gesamtkapital) * 100
Note Gesamtkapitalrentabilität
1 > 15 % (sehr gut)
2 > 12 % (gut)
3 > 8 % (zufriedenstellend)
4 < 8 % (schlecht)
5 < 0 % (gefährdet)
Gesamtkapitalrentabilität im Beispiel des Einzelunternehmen Walter:
20.000 EUR : 300.000 EUR = 6,66 % (schlecht)
Die Gesamtkapitalrentabilität des Unternehmens ist als schlecht einzustufen.
Kennzahl und Note Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite
Die Cashflow-Kennzahl gibt Aufschluss darüber, wieviel Prozent der Gesamtleistung (Umsätze +./. Bestandsveränderung) dem Unternehmer für Investitionen und Schuldentilgung zur Verfügung stehen. Das Ergebnis gibt somit Aufschluss über die finanzielle Leistungsfähigkeit.
Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite = Cash-Flow vor Steuern/Gesamtleistung
Note Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite
1 > 10 % (sehr gut)
2 > 8 % (gut)
3 > 5 % (zufriedenstellend)
4 < 5 % (schlecht)
5 < 0 % (gefährdet)
Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite für das Unternehmen Walter:
32.000 EUR : 800.000 EUR = 4 % ( schlecht)
Gesamtnote Ertragslage
Note Gesamtkapitalrentabilität: 4 (schlecht)
Note Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite: 4 (schlecht)
Gesamtnote: 4 (schlecht)
Die Note Ertragslage ergibt sich aus dem Durchschnitt der beiden Noten Gesamtkapitalrentabilität und Cashflow-Gesamtleistungs-Rendite.
Das Gesamtergebnis Ertragslage muss als schlecht eingestuft werden. Ein gutes Ergebnis könnte durch einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 50.000 EUR erreicht werden.
Gesamtnote
Note finanzielle Stabilität: 3,5 (zufriedenstellend bis schlecht)
Note Ertragslage: 4,0 (schlecht)
Gesamtnote: 3,75 (schlecht)
Würdigung
Bei der Gesamtnote fällt auf, dass das Unternehmen im Bereich finanzielle Stabilität gerade noch als zufriedenstellend beurteilt werden kann. Bei der Ertragskraft sieht es allerdings nicht zufriedenstellend aus. Sollte die Ertragslage in den folgenden Jahren sich nicht bessern, könnte das Unternehmen bei der Tilgung der Schulden Probleme haben.